Nach einer angenehmen Stunde Zugfahrt und einer weniger angenehmen dreiviertel Stunde Wanderung zum Lagerplatz wurden wir bereits vom grimmigen Security Personal in Empfang genommen. Schließlich mussten wir ja in unseren Flieger weiter nach Madagaskar steigen. Rucksäcke abgegeben, gefährliche Gegenstände und Flüssigkeiten entfernt und schon kann es losgehen. An Bord wurden wir mit Willkommensdrinks begrüßt und sogar der Pilot meldete sich per Lautsprecherdurchsage persönlich an alle Passagiere. Alles angerichtet für einen entspannten Flug in der Holzklasse. Doch gerade erst, als die Reiseflughöhe erreicht wurde, ging es schon wieder hinab. Ganz hinab. Bis zum Boden. Ungewollt. Wir waren auf einer Insel gestrandet und kamen nicht mehr weg. Kein Kontakt mehr zur Außenwelt und auch das Flugzeug war zu nichts mehr zu gebrauchen. Vom Piloten war auch keine Spur. Jetzt hieß es überleben. Das einzige, was uns retten würde, war eine Platine, mit der ein Notsignal gesendet werden konnte. Doch leider fehlten ein paar Komponenten, die wir im Laufe des Lagers hoffentlich wiederfinden würden. Bis dahin heißt es aber durchhalten, also stellten die GuSp und RaRo ihre Zelte auf, die wir glücklicherweise aus dem Wrack retten konnten. Die WiWö bezogen inzwischen ein Haus, das zufällig auf der Insel stand. Um uns vom ersten Schock des Flugzeugabsturzes zu erholen, beendeten wir diesen ersten Lagertag mit einem gemeinsamen Lagerfeuer.

Die WiWö nutzten den nächsten Tag, um die Insel genauer zu erkunden, während die GuSp ihren Essplatz und ihre Kochstellen fertigstellten. Doch am Tag darauf gab es das erste Highlight. Drei Ureinwohner der Insel, nämlich Anaphon, Dewilden und Koa La, begrüßten uns. Für ein erstes gemeinsames Kennenlernen ging es daher zu einem entspannten Strandtag, der durch einen kleinen Regenguss ein viel zu frühes Ende nahm. Unterdessen gingen unsere RaRo auf die Jagd, um uns ein Essen zu fangen. Die Ausbeute war leider gering. Vielleicht hätten sie nicht auf Pfeil und Bogen setzen sollen.

Doch auch nach dem Badetag wussten die drei leider noch immer nicht, wer wir sind und was wir denn so machen. So mussten wir es erst einmal selbst herausfinden. Aus diesem Grund wurden alle auf einen kleinen Stationenlauf geschickt, um ein paar Basics über die Pfadis kennenzulernen. Wir lernten unseren Gründer BiPi neu kennen, befassten uns mit den Schwerpunkten und sangen gemeinsam das Lied der Gruppe 13. Natürlich mit allen Strophen.

Koa La verstand nun, wer wir sind und übergab uns eine Antenne, die er gefunden hatte. Das Einbauen war zwar kein Problem, trotzdem fehlten uns noch einige Komponenten, um ein Notsignal zur Rettung absenden zu können. Diese sollten wir noch im Laufe der Woche finden. Den Abend verbrachten die GuSp an ihren Kochstellen, um sich in den Patrullen ein Essen zu kochen. Bis auf eine versalzene Bolognese schmeckte allen das selbstgekochte Essen.

Am nächsten Tag nahmen wir die Beine selbst in die Hand und machten uns auf die Suche nach zwei weiteren Teilen für die Platine, um das Notsignal senden zu können. Wir meisterten steile Anstiege und begaben uns in schwindelerregende Höhen, denn wie wir wissen, ist die Landschaft in diesen Breiten ganz besonders alpin geprägt. Vor allem die GuSp nutzten die Zeit beim Wandern, um ganz viele Punkte für ihr Versprechen abzulegen.

So fanden die WiWö und GuSp auf ihren Wanderungen eine Batterie und ein GPS-Modul, die ruckzuck in die Platine eingebaut wurden. Endlich konnten wir ein Notsignal senden, dachten wir uns. Jedoch war die Batterie leer. So kurz vor dem Ziel fanden wir uns langsam damit ab, wohl noch länger auf dieser Insel bleiben zu müssen. Vielleicht noch bis zum anstehenden Sonnenfest, das die Ureinwohner feierten. Um bei diesem Fest nicht mit leeren Händen dazustehen, nutzten am nächsten Tag die WiWö die Zeit, um landestypischen Schmuck zu basteln und probten gemeinsam mit den GuSp und RaRo ein paar Sketches ein. Der Sonnengott dürfte es wohl gerne lustig haben. Hoffentlich wurde er nicht enttäuscht. Noch am selben Tag fand auch der traditionelle Kochwettbewerb der GuSp statt. Die Kinder dachten sich Gerichte aus und gingen auch selbstständig einkaufen. Die beinharte Jury, bestehend aus Consti Oliver, Georg Ramsay und Martin Bocuse, begutachtete jedes Gericht und fällte ein knallhartes Urteil. So konnte sich die Patrulle Faultiere mit ihren “McNele”-Nuggets hauchdünn durchsetzen.

Der Vormittag des vorletzten Lagertages wurde genutzt, um gemeinsam die Batterie aufzuladen. Hierzu mussten wir mit Bechern an den Ladestellen die hochgiftige Batterieflüssigkeit abzapfen und zum Sammelort bringen. Doch obacht vor den wilden Tieren der Insel. Anscheinend wollten sie uns noch länger auf der Insel behalten und versuchten durch gefinkelte Täuschungstaktiken uns die Flüssigkeit wegzunehmen. Gott sei dank konnte genug gesammelt werden und mit einer frisch aufgeladenen Batterie konnte auch endlich das lang ersehnte Notsignal gesendet werden. Sofort meldete sich ein ostfriesisches Frachtschiff, das uns am nächsten Tag zurück nach Hause befördert. Das bedeutete für uns, dass auch wir unsere Zelte abbrechen mussten und uns für die Heimreise fertig machten. Am nächsten Tag wieder in Wien Floridsdorf angekommen wurden wir auch schon von Eltern, Geschwistern und Partner*innen empfangen. Wahrscheinlich wird auch jetzt noch von diesem aufregenden Lager erzählt.

Vielen Dank an alle, die an diesem Lager mitgewirkt haben.

Georg Kosso